Handball-Badenliga: Hockenheim gewinnt erneut in Pforzheim / Philippe Schinke im Krankenhaus
Die Konrad-Adenauer-Halle in Pforzheim bleibt für den HSV Hockenheim in der Handball-Badenliga ein gutes Pflaster. Im vierten Jahr nacheinander entführten die Rennstädter aus dem Vorderen Schwarzwald mit dem 26:25 (17:12)-Sieg bei der SG Pforzheim/Eutingen II beide Punkte und konnten damit vorerst die allergrößten Sorgen ablegen. Doch nach dem Schlusspfiff wollte bei den Hockenheimern keine rechte Freude aufkommen, denn die schwere Verletzung von Philippe Schinke schockte die eigenen Akteure, Verantwortlichen und die kleineeigene Fanschar: In der 36. Minute ging der Hockenheimer Abwehrspezialist am eigenen Kreis nach einer unübersichtlichen Aktion mit schmerzverzerrter Miene zu Boden: Der linke Arm ausgekugelt, eine sofortige Einlieferung ins Krankenhaus war nötig…
Damit erhöhte sich der Verletztenstand beim HSV erneut. Nach Sergiu Dumitru (Fußoperation) und Torwart Pascal Lang (Knieverletzung) hat es jetzt den dritten Leistungsträger erwischt, der langfristig ausfällt. In Pforzheim schleppte sich der einzig verbliebene Torwart David Rojban mit einer noch nicht auskurierten Darmgrippe durchs Spiel und Alexander Volz und Janis Wolf sind längst noch nicht topfit. Zu allem Überfluss kassierte bereits nach neun Minuten Kreisläufer Mark Zorn nach Schiedsrichterkritik die rote Karte und wird für die beiden nächsten Spiele ausfallen. Aus der eigenen zweiten Mannschaft, die fast gleichzeitig gegen Plankstadt spielte, wurde wenigstens Henrik Gubernatis „abgegeben“, damit das HSV-Badenligateam wenigstens einigermaßen wettbewerbsfähig war.
Allen Widrigkeiten zum Trotz begannen die Hockenheimer vor nicht einmal drei Dutzend Zuschauern das Spiel hochkonzentriert. Pascal Freiseis warf nach einer Minute die HSV-Führung. Und auch danach bestimmte der HSV das Geschehen. Die Disqualifikation von Zorn war der erste Schock für die Gäste, doch der war schnell verdaut. Der treffsichere Freiseis brachte den HSV 5:3 nach vorn und die Pforzheimer kamen mit der aufmerksamen Hockenheimer Defensivabteilung gar nicht zurecht. Schinke präsentierte sich fortan nicht nur als mutiger Abwehrdirigent, sondern in der Offensive auch als Spielmacher. Immer wieder brachte er seine Nebenspieler geschickt ins Spiel und traf selbst dreimal aus der Distanz. Nach dem 8:6 (16.) begann die große Zeit von Linksaußen Mirko Hess (6) und von „Gazelle“ Felix Gubernatis (6, ohne Fehlversuch). Ein ums andere Mal trafen diese beiden im Verbund mit Freiseis und sorgten für eine vermeintlich sichere 15:10-Führung. Das von Trainer Haris Halilovic ausgegebene Konzept ging zu diesem Zeitpunkt voll auf. Schinke und Gubernatis waren die Schützen zur 17:12-Pausenführung für den HSV.
Hockenheimer Konzentrationsmängel sorgten dafür, dass Pforzheim nach dem Wechsel auf 14:17 verkürzen konnte. Dann folgte das bittere Aus für Schinke. Alle Hockenheimer waren geschockt. Pforzheim nutzte die Situation und ging sogar 18:17 in Front. Jetzt fruchtete Trainer Halilovics Ansprache beim Time-Out: „Jetzt fighten wir alle auch für Philippe…“ Es folgte ein einziger Kampf auf dem Spielfeld. Felix Gubernatis und Dymal Kernaja warfen das 21:19 heraus, Mirko Hess erzielte das 23:19 per Doppelschlag innerhalb von 25 Sekunden. In dieser Phase ebnete Hockenheim mit einer tollen Abwehrleistung den Weg zum Sieg. Erst in den Schlussminuten kamen die Gastgeber näher. Entscheidend war Wolfs Treffer zum 26:24 (59:35), das die Schwarzwälder nur noch auf 26:25 verkürzen konnten.
Geschafft war nach dem Schlusspfiff Coach Halilovic: „In meiner gesamten Trainertätigkeit habe ich nicht so eine Häufung von Verletzungen in einer Mannschaft erlebt. Im heutigen Spiel hat mein Team durch viel Kampf und Leidenschaft gesiegt. Neben Torwart Rojban, der super durchgehalten hat, haben mir Felix Gubernatis, Hess, Schinke und Freiseis mit seiner Treffsicherheit besonders gefallen. Mit dieser Einstellung können wir Berge versetzen…“ Und der besonnene Betreuer Hubert Renz meinte zu Recht: „Hochachtung vor unserer Mannschaft, die heute alles Negative beiseite geschoben hat. Diese Punkte haben wir uns hart erarbeitet.“
HSV: Rojban; Freiseis (6/1), Müller (1), Wolf (2), F. Gubernatis (6), H. Gubernatis, Volz, Hess (6), Zorn (1), Schinke (3), Kernaja (1). teu